Interviews führen leicht gemacht: Fahre deine Antennen aus!

Lebendige Interviews führen ist gar nicht so einfach. Gekonnte Fragetechnik ist die eine Sache. Das andere: die Verbindung zum Gegenüber, dem Publikum und deinem inneren Ich. Darauf will ich heute blicken. Wer Interviews oder Gesprächsrunden führt, muss viele Antennen ausfahren, damit die Diskussion lebendig und im Zeitrahmen bleibt. Ein paar Tipps.

 

Vorbereitung ist alles

Nehmt euch Zeit, die Gesprächspartner*innen kennen zu lernen. Der erste Kontakt ist wichtig, damit ihr eine Beziehung aufbauen könnt und ein Gefühl für die Person bekommt. Langredner*in oder Kurzantwortner*in? So wisst ihr besser, welche Fragetechnik ihr wählen solltet. 

Ein erstes Treffen hilft auch, damit der/ die Befragte Sicherheit und Orientierung bekommt. Erklärt kurz wie die Sequenz abläuft, welche Fragen ihr grob plant. Ist die Person sehr nervös und unerfahren, einigt euch auf die erste Frage. Findet auch heraus, wie offen die Person für spontane und kritische Fragen ist und welche Fragen No-go’s sind. Behaltet euch aber euren kreativen und spontanen Freiraum: Verratet nicht alle Fragen im exakten Wortlaut oder einer Chronologie. Nur wenn ihr im Gespräch frei bleibt, könnt ihr natürlich reagieren und gelungene Interviews führen. 

 

Löst euch vom Plan – auch auf Moderationskarten

Auch wenn Vorbereitung alles ist – in den wenigsten Situationen läuft alles nach Plan. Aber keine Panik: Je besser ihr euch ins Thema und die Person eingearbeitet habt, desto freier könnt ihr werden. Beispiel Moderationskarten: Ich arbeite sehr gerne mit mindmaps, anstatt die Fragen der Reihe nach aufzulisten. Traut euch, große Themencluster aufzuschreiben, auf die ihr eingehen wollt. So könnt ihr die Fragen frei formulieren und sinnvolle Überleitungen schaffen. Mindmaps helfen, spontan zu sein und ein natürliches Gespräch entstehen zu lassen. 

 

Fühlen – nicht verhören!

Das Wichtigste in Dialogsequenzen: Aktives Zuhören. Das bedeutet mehr, als einfach nur zu hören, was der/die Andere sagt. Sondern auch, wie es gesagt wird. Und mehr: Das Gesagte zu verstehen, gegebenenfalls nachzufragen und für das Publikum zu paraphrasieren.

Damit das klappt, braucht es eine große Portion Empathie. Lasst euch auf die Gesprächspartner ein. Öffnet euch: Sowohl in der Körpersprache (Augenkontakt, offene Körperhaltung) als auch im Geist. Wertet die Person nicht. Versucht die Stimmung wahrzunehmen und traut euch, Emotionen, die ihr spürt zu verbalisieren: „Ich merke, Sie sind ganz aufgeregt…“ So erreicht ihr eine emotionale Ebene, könnt lustige, tiefgreifende und berührende Gespräche entstehen lassen. 

Fühlt und beobachtet auch, wie das Publikum reagiert. Seht ihr Stirnrunzeln, gelangweilte Gesichter oder zustimmendes Nicken? Als Moderator*in seid ihr die Brücke zwischen Publikum und Befragten.

 

Hört auf euren Bauch

Inhaltlich folgen, die Zeit im Blick behalten, nächste Frage und Überleitung im Kopf zurechtlegen, emphatisch und aktiv Zuhören. Ganz schön viel auf einmal. Was der Bauch sagt, geht bei Stress häufig verloren. Dabei ist es wichtig, dass du deinen Impulsen vertraust und diesen folgst. Bist du unruhig, gelangweilt, oder energetisch? All das sind Indikatoren, wie das Gespräch gerade abläuft. Wenn ihr gelangweilt seid, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es auch andere im Publikum sind. Merkt ihr also, dass die Luft raus ist, dann findet lieber früher ein Ende, als das Gespräch künstlich in die Länge zu ziehen.